Papier: 2.2.1.4 Herausforderungen für das Datenschutzrecht in öffentlichen Einrichtungen
Originalversion
1 | Die Informationsverarbeitung öffentlicher Stellen stellt |
2 | besondere Herausforderungen an den Datenschutz, denn: |
3 | |
4 | - viele staatliche und kommunale Aufgaben, z.B. in |
5 | Steu-erverwaltung, Justiz, Sicherheit, Sozialhilfe und |
6 | Gesundheitswesen, erfordern naturgemäß die Erfassung und |
7 | Verarbeitung personenbezogener Daten, die einen besonderen |
8 | Schutzbedarf aufweisen können; |
9 | |
10 | - die mit der Informationsverarbeitung einhergehenden |
11 | Fachaufgaben, insbesondere in der Eingriffsverwaltung, sind |
12 | gesetzlich legitimiert; |
13 | -die vollständige Durchdringung der öffentlichen Verwaltung |
14 | mit IT hat zur Konsequenz, dass die öffentliche Verwaltung |
15 | in ihrer Gesamtheit über ein fast lückenloses Datenprofil |
16 | aller Bürger verfügt. |
17 | |
18 | Datenschutz im öffentlichen Bereich muss vor diesem |
19 | Hintergrund sicherstellen, dass |
20 | |
21 | -die Informationsverarbeitung und die damit verbundene |
22 | Einschränkung des informationellen Selbstbestimmungsrechtes |
23 | in jedem Anwendungsfall rechtlich legitimiert und angemessen |
24 | ist (Erforderlichkeitsgrundsatz), |
25 | |
26 | -die personenbezogenen Daten nur zu dem Zweck ver-wendet |
27 | werden, für den sie erfasst wurden |
28 | (Zweckbin-dungsgrundsatz), |
29 | -betroffene Bürger wissen, welche öffentliche Stellen welche |
30 | Daten über sie gespeichert haben (Transparenzgrundsatz), und |
31 | -nur solche personenbezogenen Daten von Bürgern |
32 | |
33 | erfasst und gespeichert werden, die zur Erledigung der |
34 | jeweiligen Aufgabe unbedingt erforderlich sind |
35 | (Datenvermeidungs- und Datensparsamkeits-grundsatz). |
36 | |
37 | Die bereichsspezifischen Regelungen zum Datenschutz sollen |
38 | nicht nur einer materiellen Verletzung dieser Grundsätze |
39 | vorbeugen, sondern darüber hinaus auch vermeiden, dass die |
40 | persönlichen Grundrechte durch ein diffuses Gefühl totaler |
41 | staatlicher Überwachung [Fußnote: BVerfG, 1 BvR 256/08 vom |
42 | 2.3.2010, Absatz-Nr. 212.] eingeschränkt oder beeinträchtigt |
43 | werden. |
44 | |
45 | Gerade um diesem diffusen Gefühl totaler staatlicher |
46 | Überwachung entgegenzutreten, wird diskutiert, ob und wie |
47 | Auskunftsrechte für Bürgerinnen und Bürger und |
48 | Auskunftspflichten staatlicher Stellen, etwa im Zusammenhang |
49 | mit den Informationsfreiheitsgesetzen der Länder und des |
50 | Bundes, überprüft und gegebenenfalls ausgebaut werden |
51 | sollten. |
52 | |
53 | Bei bisherigen Gesetzgebungsvorhaben konnten oft während des |
54 | parlamentarischen Verfahrens noch Veränderungen hin zu einer |
55 | Reduzierung der Menge an gesammelten, personenbezogenen |
56 | Daten erreicht werden, jedoch nicht ein vollständiger |
57 | Verzicht auf das jeweilige Vorhaben. Gesetzliche |
58 | Schutzprogramme für den Datenschutz können zudem vielfach |
59 | mit der technischen Entwicklung nicht Schritt halten. |
60 | Beim Betrieb bestehender oder der Einführung neuer |
61 | IT-Infrastrukturen in öffentlichen Einrichtungen ergeben |
62 | sich daher eine Vielzahl datenschutzrechtlicher |
63 | Fragestellungen. |
64 | |
65 | Deren frühzeitige Einbeziehung in alle Projekte u.a. bei der |
66 | Ent-wicklung der jeweiligen Hard- und Software ist |
67 | unabdingbar. Die Umstellung bestehender Verwaltungsverfahren |
68 | auf elektronische Basis birgt dabei auch Chancen für den |
69 | Datenschutz. Die zukünftige Technik kann bereits frühzeitig |
70 | nach den Geboten der Datensparsamkeit und -sicherheit |
71 | gestaltet werden. [Fußnote: Bizer, Johann (Unabhängiges |
72 | Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein): |
73 | eGovernment: Chance für den Datenschutz, abrufbar unter: |
74 | https://www.datenschutzzentrum.de/e-government/dud-200507.ht |
75 | m (Stand: 11.11.2010).] |
76 | |
77 | Fragen des Datenschutzes in öffentlichen Einrichtungen |
78 | werden vielfach unter den Stichworten „eGovernment und |
79 | Datenschutz“ thematisiert. Als besondere Herausforderungen |
80 | werden hierbei unter anderem beschrieben: [Fußnote: Vgl. Der |
81 | Landesbeauftragte für den Datenschutz Niedersachsen: |
82 | Herausforderungen für den Datenschutz bei eGovernment, |
83 | abrufbar unter: |
84 | http://www.lfd.niedersachsen.de/live/live.php?navigation_id= |
85 | 13010&article_id=56234&_psmand=48 (Stand: 11.11.2010).] |
86 | |
87 | • Zunahme personenbezogener Daten, d. h. die gesamte |
88 | Kommunikation Einzelner mit Behörden kann erfasst und |
89 | analysiert werden; im Gegensatz dazu fallen etwa bei |
90 | formlosen (fern-)mündlichen Anfragen bei einer Behörde |
91 | üblicherweise keinerlei Daten an; [Fußnote: Vgl. hierzu auch |
92 | Yildirim, Nuriye: Datenschutz im Electronic Government, |
93 | 2004, S. 64.] |
94 | |
95 | • Zunahme zentraler, bereichsübergreifender Datenbestände, |
96 | etwa wenn Verwaltungsdienstleistungen unterschiedlicher |
97 | Behörden oder Behördenbereiche an einer zentralen Stelle |
98 | (etwa One-Stop-Government oder Lebenslagenkonzept) angeboten |
99 | werden; beispielsweise durch den „einheitlichen |
100 | Ansprechpartner“ nach der EU-Dienstleistungsrichtlinie, der |
101 | als zentrale Anlaufstelle insbesondere für elektronische |
102 | Behördendienste fungiert; [Fußnote: Vgl. hierzu auch |
103 | Petersen, Christin: Einheitlicher Ansprechpartner und |
104 | Datenschutz, LKV 2010, S. 344 ff.] |
105 | |
106 | • Fragen der Datensicherheit im Rahmen der elektronischen |
107 | Kommunikation mit dem Bürger, etwa Gefährdungen des internen |
108 | IT-Systems durch Systemöffnung, Notwendigkeit der |
109 | Authentisierung bei Übermittlung personenbezogener Daten; |
110 | |
111 | • Fragen der internen Datensicherheit; |
112 | |
113 | • datenschutzrechtliche Verantwortlichkeiten bei |
114 | Zusammenarbeit mehrerer Stellen, gegebenenfalls auch von |
115 | Bund, Ländern und Kommunen; [Fußnote: Vgl. hierzu auch |
116 | Landesbeauftragter für den Datenschutz Baden-Württemberg |
117 | (Hrsg.): Ein modernes Datenschutzrecht für das 21. |
118 | Jahrhundert, Konferenz der Datenschutzbeauftragten des |
119 | Bundes und der Länder am 18. März 2010, S. 15.] |
120 | |
121 | • Einschaltung (privater) technischer Dienstleister. |
Der Text verglichen mit der Originalversion
1 | Die Informationsverarbeitung öffentlicher Stellen stellt |
2 | besondere Herausforderungen an den Datenschutz, denn: |
3 | |
4 | - viele staatliche und kommunale Aufgaben, z.B. in |
5 | Steu-erverwaltung, Justiz, Sicherheit, Sozialhilfe und |
6 | Gesundheitswesen, erfordern naturgemäß die Erfassung und |
7 | Verarbeitung personenbezogener Daten, die einen besonderen |
8 | Schutzbedarf aufweisen können; |
9 | |
10 | - die mit der Informationsverarbeitung einhergehenden |
11 | Fachaufgaben, insbesondere in der Eingriffsverwaltung, sind |
12 | gesetzlich legitimiert; |
13 | -die vollständige Durchdringung der öffentlichen Verwaltung |
14 | mit IT hat zur Konsequenz, dass die öffentliche Verwaltung |
15 | in ihrer Gesamtheit über ein fast lückenloses Datenprofil |
16 | aller Bürger verfügt. |
17 | |
18 | Datenschutz im öffentlichen Bereich muss vor diesem |
19 | Hintergrund sicherstellen, dass |
20 | |
21 | -die Informationsverarbeitung und die damit verbundene |
22 | Einschränkung des informationellen Selbstbestimmungsrechtes |
23 | in jedem Anwendungsfall rechtlich legitimiert und angemessen |
24 | ist (Erforderlichkeitsgrundsatz), |
25 | |
26 | -die personenbezogenen Daten nur zu dem Zweck ver-wendet |
27 | werden, für den sie erfasst wurden |
28 | (Zweckbin-dungsgrundsatz), |
29 | -betroffene Bürger wissen, welche öffentliche Stellen welche |
30 | Daten über sie gespeichert haben (Transparenzgrundsatz), und |
31 | -nur solche personenbezogenen Daten von Bürgern |
32 | |
33 | erfasst und gespeichert werden, die zur Erledigung der |
34 | jeweiligen Aufgabe unbedingt erforderlich sind |
35 | (Datenvermeidungs- und Datensparsamkeits-grundsatz). |
36 | |
37 | Die bereichsspezifischen Regelungen zum Datenschutz sollen |
38 | nicht nur einer materiellen Verletzung dieser Grundsätze |
39 | vorbeugen, sondern darüber hinaus auch vermeiden, dass die |
40 | persönlichen Grundrechte durch ein diffuses Gefühl totaler |
41 | staatlicher Überwachung [Fußnote: BVerfG, 1 BvR 256/08 vom |
42 | 2.3.2010, Absatz-Nr. 212.] eingeschränkt oder beeinträchtigt |
43 | werden. |
44 | |
45 | Gerade um diesem diffusen Gefühl totaler staatlicher |
46 | Überwachung entgegenzutreten, wird diskutiert, ob und wie |
47 | Auskunftsrechte für Bürgerinnen und Bürger und |
48 | Auskunftspflichten staatlicher Stellen, etwa im Zusammenhang |
49 | mit den Informationsfreiheitsgesetzen der Länder und des |
50 | Bundes, überprüft und gegebenenfalls ausgebaut werden |
51 | sollten. |
52 | |
53 | Bei bisherigen Gesetzgebungsvorhaben konnten oft während des |
54 | parlamentarischen Verfahrens noch Veränderungen hin zu einer |
55 | Reduzierung der Menge an gesammelten, personenbezogenen |
56 | Daten erreicht werden, jedoch nicht ein vollständiger |
57 | Verzicht auf das jeweilige Vorhaben. Gesetzliche |
58 | Schutzprogramme für den Datenschutz können zudem vielfach |
59 | mit der technischen Entwicklung nicht Schritt halten. |
60 | Beim Betrieb bestehender oder der Einführung neuer |
61 | IT-Infrastrukturen in öffentlichen Einrichtungen ergeben |
62 | sich daher eine Vielzahl datenschutzrechtlicher |
63 | Fragestellungen. |
64 | |
65 | Deren frühzeitige Einbeziehung in alle Projekte u.a. bei der |
66 | Ent-wicklung der jeweiligen Hard- und Software ist |
67 | unabdingbar. Die Umstellung bestehender Verwaltungsverfahren |
68 | auf elektronische Basis birgt dabei auch Chancen für den |
69 | Datenschutz. Die zukünftige Technik kann bereits frühzeitig |
70 | nach den Geboten der Datensparsamkeit und -sicherheit |
71 | gestaltet werden. [Fußnote: Bizer, Johann (Unabhängiges |
72 | Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein): |
73 | eGovernment: Chance für den Datenschutz, abrufbar unter: |
74 | https://www.datenschutzzentrum.de/e-government/dud-200507.ht |
75 | m (Stand: 11.11.2010).] |
76 | |
77 | Fragen des Datenschutzes in öffentlichen Einrichtungen |
78 | werden vielfach unter den Stichworten „eGovernment und |
79 | Datenschutz“ thematisiert. Als besondere Herausforderungen |
80 | werden hierbei unter anderem beschrieben: [Fußnote: Vgl. Der |
81 | Landesbeauftragte für den Datenschutz Niedersachsen: |
82 | Herausforderungen für den Datenschutz bei eGovernment, |
83 | abrufbar unter: |
84 | http://www.lfd.niedersachsen.de/live/live.php?navigation_id= |
85 | 13010&article_id=56234&_psmand=48 (Stand: 11.11.2010).] |
86 | |
87 | • Zunahme personenbezogener Daten, d. h. die gesamte |
88 | Kommunikation Einzelner mit Behörden kann erfasst und |
89 | analysiert werden; im Gegensatz dazu fallen etwa bei |
90 | formlosen (fern-)mündlichen Anfragen bei einer Behörde |
91 | üblicherweise keinerlei Daten an; [Fußnote: Vgl. hierzu auch |
92 | Yildirim, Nuriye: Datenschutz im Electronic Government, |
93 | 2004, S. 64.] |
94 | |
95 | • Zunahme zentraler, bereichsübergreifender Datenbestände, |
96 | etwa wenn Verwaltungsdienstleistungen unterschiedlicher |
97 | Behörden oder Behördenbereiche an einer zentralen Stelle |
98 | (etwa One-Stop-Government oder Lebenslagenkonzept) angeboten |
99 | werden; beispielsweise durch den „einheitlichen |
100 | Ansprechpartner“ nach der EU-Dienstleistungsrichtlinie, der |
101 | als zentrale Anlaufstelle insbesondere für elektronische |
102 | Behördendienste fungiert; [Fußnote: Vgl. hierzu auch |
103 | Petersen, Christin: Einheitlicher Ansprechpartner und |
104 | Datenschutz, LKV 2010, S. 344 ff.] |
105 | |
106 | • Fragen der Datensicherheit im Rahmen der elektronischen |
107 | Kommunikation mit dem Bürger, etwa Gefährdungen des internen |
108 | IT-Systems durch Systemöffnung, Notwendigkeit der |
109 | Authentisierung bei Übermittlung personenbezogener Daten; |
110 | |
111 | • Fragen der internen Datensicherheit; |
112 | |
113 | • datenschutzrechtliche Verantwortlichkeiten bei |
114 | Zusammenarbeit mehrerer Stellen, gegebenenfalls auch von |
115 | Bund, Ländern und Kommunen; [Fußnote: Vgl. hierzu auch |
116 | Landesbeauftragter für den Datenschutz Baden-Württemberg |
117 | (Hrsg.): Ein modernes Datenschutzrecht für das 21. |
118 | Jahrhundert, Konferenz der Datenschutzbeauftragten des |
119 | Bundes und der Länder am 18. März 2010, S. 15.] |
120 | |
121 | • Einschaltung (privater) technischer Dienstleister. |
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