Papier: 1.1.1 Allgemeine völkerrechtliche Abkommen zum Schutze der Menschenrechte
Originalversion
1 | Die früheren allgemeinen Menschenrechtsabkommen enthalten |
2 | kein eigenes Datenschutzgrundrecht. Dennoch erstrecken die |
3 | Abkommen ihren Schutzbereich auf den Datenschutz, und zwar |
4 | im Rahmen des Schutzes des Privatlebens und des |
5 | Schriftverkehrs. |
6 | |
7 | So hat nach Art. 8 der „Konvention zum Schutze der |
8 | Menschenrechte und Grundfreiheiten“ (Europäische |
9 | Menschenrechtskonvention - EMRK) vom 4. November 1950 |
10 | [Fußnote: BGBl. II 1952, S. 686.] „jede Person (…) das Recht |
11 | auf Achtung ihres Privat- und Familienlebens, ihrer Wohnung |
12 | und ihrer Korrespondenz.“ Der Schutz des Privatlebens |
13 | umfasst auch den Schutz persönlicher Daten, insbesondere |
14 | medizinischer oder sozialer Daten. [Fußnote: Meyer-Ladewig, |
15 | EMRK, Handkommentar, 2. Auflage 2006, Art. 8 EMRK, Rn. 11.] |
16 | Als Korrespondenz gelten auch die Individualkommunikation |
17 | mittels E-Mail, Telefon und Internet-Telefonie. [Fußnote: |
18 | Kühling, Seidel, Sivridis, Datenschutzrecht, 2008, S. 37.] |
19 | Staatliche Eingriffe sind nur auf gesetzlicher Grundlage |
20 | unter den in der Vorschrift genannten Voraussetzungen |
21 | zulässig, z. B. zur Verhütung von Straftaten oder zum Schutz |
22 | der Rechte und Freiheiten anderer. Die Regelung stellt nicht |
23 | nur ein Abwehrrecht gegen staatliche Eingriffe dar, sie |
24 | begründet auch staatliche Schutz- und Handlungspflichten, |
25 | etwa zum Erlass entsprechender Regelungen. [Fußnote: |
26 | Meyer-Ladewig, EMRK, Handkommentar, 2. Auflage 2006, Art. 8 |
27 | EMRK, Rn. 2.] Nach Art. 1 EMRK sichern die Vertragsparteien |
28 | dieses völkerrechtlichen Vertrages allen ihrer Hoheitsgewalt |
29 | unterstehenden Personen unter anderem die in Art. 8 EMRK |
30 | bestimmten Rechte und Freiheiten zu. In Deutschland stellt |
31 | Art. 8 EMRK unmittelbar geltendes Recht dar. |
32 | |
33 | In ähnlicher Weise bestimmt Art. 17 des „Internationalen |
34 | Pakts über bürgerliche und politische Rechte“ |
35 | (Bürgerrechts-Paktgesetz – IPBürgRG) vom 19. Dezember 1966 |
36 | [Fußnote: BGBl. II 1973, S. 1533.], dass „niemand (…) |
37 | willkürlichen oder rechtswidrigen Eingriffen in sein |
38 | Privatleben, seine Familie, seine Wohnung und seinen |
39 | Schriftverkehr oder rechtswidrigen Beeinträchtigungen seiner |
40 | Ehre und seines Rufes ausgesetzt werden“ darf. „Jedermann |
41 | hat Anspruch auf rechtlichen Schutz gegen solche Eingriffe |
42 | oder Beeinträchtigungen.“ Wie bei der EMRK ist auch bei |
43 | diesem Menschrechtsabkommen der Vereinten Nationen der |
44 | Datenschutz ein Element der Privatsphäre. Die Regelung gilt |
45 | sowohl hinsichtlich staatlicher Eingriffe, als auch bei |
46 | Eingriffen Privater. Die Vertragsstaaten, darunter die |
47 | Bundesrepublik Deutschland, sind verpflichtet, Rechtsschutz |
48 | gegenüber staatlichen Eingriffen zu ermöglichen und |
49 | Regelungen zum Schutz vor privaten Eingriffen zu treffen. |
50 | [Fußnote: Hofmann/Boldt, IPBürgRG, Kommentar, Erl. zu Art. |
51 | 17 IPBürgRG.] Art. 16 des „Übereinkommens der Vereinten |
52 | Nationen über die Rechte des Kindes“ vom 20. November 1989 |
53 | [Fußnote: BGBl. II 1992, S. 122.] („Schutz der |
54 | Privatsphäre“) deckt sich im Wortlaut mit Art. 17 IPBürgRG. |
55 | Träger der gewährten Rechte ist nach Art. 16 des |
56 | Kinderrech-te-Übereinkommens jedoch ausdrücklich das Kind. |
57 | |
58 | Da bei den vorgenannten Menschenrechtsabkommen der |
59 | Datenschutz nur als Teil des Schutzes des Privatlebens |
60 | anzusehen und daher sehr allgemein ausgeprägt ist, ergeben |
61 | sich datenschutzspezifische Details allenfalls aus |
62 | Einzelfallentscheidungen der jeweils zuständigen Instanzen. |
63 | |
64 | Allerdings enthält gerade die Rechtsprechung des |
65 | Europäischen Gerichtshofes für Menschen-rechte (EGMR) zu |
66 | Art. 8 EMRK zahlreiche Hinweise auf Schutzbereich des |
67 | Datenschutzes und Eingriffsvoraussetzungen. In dem jüngeren |
68 | „Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit |
69 | Behinderungen“ der Vereinten Nationen vom 13. Dezember 2006 |
70 | (Behindertenrechtskonvention – BRK) [Fußnote: BGBl. II 2008, |
71 | S. 1419.] werden in Art. 22 („Achtung der Privatsphäre“), |
72 | der in seinem sonstigen Wortlaut weitgehend Art. 17 IPBürgRG |
73 | entspricht, Fragen der informationellen Selbstbestimmung und |
74 | des Datenschutzes ausdrücklich thematisiert. So sind neben |
75 | dem Schriftverkehr ausdrücklich auch „andere Arten der |
76 | Kommunikation“ vor willkürlichen und rechtswidrigen |
77 | Eingriffen geschützt. Außerdem erklären die Vertragsstaaten, |
78 | „auf der Grundlage der Gleichberechtigung mit anderen die |
79 | Vertraulichkeit von Informationen über die Person, die |
80 | Gesundheit und die Rehabilitation von Menschen mit |
81 | Behinderungen“ zu schützen. |
Der Text verglichen mit der Originalversion
1 | Die früheren allgemeinen Menschenrechtsabkommen enthalten |
2 | kein eigenes Datenschutzgrundrecht. Dennoch erstrecken die |
3 | Abkommen ihren Schutzbereich auf den Datenschutz, und zwar |
4 | im Rahmen des Schutzes des Privatlebens und des |
5 | Schriftverkehrs. |
6 | |
7 | So hat nach Art. 8 der „Konvention zum Schutze der |
8 | Menschenrechte und Grundfreiheiten“ (Europäische |
9 | Menschenrechtskonvention - EMRK) vom 4. November 1950 |
10 | [Fußnote: BGBl. II 1952, S. 686.] „jede Person (…) das Recht |
11 | auf Achtung ihres Privat- und Familienlebens, ihrer Wohnung |
12 | und ihrer Korrespondenz.“ Der Schutz des Privatlebens |
13 | umfasst auch den Schutz persönlicher Daten, insbesondere |
14 | medizinischer oder sozialer Daten. [Fußnote: Meyer-Ladewig, |
15 | EMRK, Handkommentar, 2. Auflage 2006, Art. 8 EMRK, Rn. 11.] |
16 | Als Korrespondenz gelten auch die Individualkommunikation |
17 | mittels E-Mail, Telefon und Internet-Telefonie. [Fußnote: |
18 | Kühling, Seidel, Sivridis, Datenschutzrecht, 2008, S. 37.] |
19 | Staatliche Eingriffe sind nur auf gesetzlicher Grundlage |
20 | unter den in der Vorschrift genannten Voraussetzungen |
21 | zulässig, z. B. zur Verhütung von Straftaten oder zum Schutz |
22 | der Rechte und Freiheiten anderer. Die Regelung stellt nicht |
23 | nur ein Abwehrrecht gegen staatliche Eingriffe dar, sie |
24 | begründet auch staatliche Schutz- und Handlungspflichten, |
25 | etwa zum Erlass entsprechender Regelungen. [Fußnote: |
26 | Meyer-Ladewig, EMRK, Handkommentar, 2. Auflage 2006, Art. 8 |
27 | EMRK, Rn. 2.] Nach Art. 1 EMRK sichern die Vertragsparteien |
28 | dieses völkerrechtlichen Vertrages allen ihrer Hoheitsgewalt |
29 | unterstehenden Personen unter anderem die in Art. 8 EMRK |
30 | bestimmten Rechte und Freiheiten zu. In Deutschland stellt |
31 | Art. 8 EMRK unmittelbar geltendes Recht dar. |
32 | |
33 | In ähnlicher Weise bestimmt Art. 17 des „Internationalen |
34 | Pakts über bürgerliche und politische Rechte“ |
35 | (Bürgerrechts-Paktgesetz – IPBürgRG) vom 19. Dezember 1966 |
36 | [Fußnote: BGBl. II 1973, S. 1533.], dass „niemand (…) |
37 | willkürlichen oder rechtswidrigen Eingriffen in sein |
38 | Privatleben, seine Familie, seine Wohnung und seinen |
39 | Schriftverkehr oder rechtswidrigen Beeinträchtigungen seiner |
40 | Ehre und seines Rufes ausgesetzt werden“ darf. „Jedermann |
41 | hat Anspruch auf rechtlichen Schutz gegen solche Eingriffe |
42 | oder Beeinträchtigungen.“ Wie bei der EMRK ist auch bei |
43 | diesem Menschrechtsabkommen der Vereinten Nationen der |
44 | Datenschutz ein Element der Privatsphäre. Die Regelung gilt |
45 | sowohl hinsichtlich staatlicher Eingriffe, als auch bei |
46 | Eingriffen Privater. Die Vertragsstaaten, darunter die |
47 | Bundesrepublik Deutschland, sind verpflichtet, Rechtsschutz |
48 | gegenüber staatlichen Eingriffen zu ermöglichen und |
49 | Regelungen zum Schutz vor privaten Eingriffen zu treffen. |
50 | [Fußnote: Hofmann/Boldt, IPBürgRG, Kommentar, Erl. zu Art. |
51 | 17 IPBürgRG.] Art. 16 des „Übereinkommens der Vereinten |
52 | Nationen über die Rechte des Kindes“ vom 20. November 1989 |
53 | [Fußnote: BGBl. II 1992, S. 122.] („Schutz der |
54 | Privatsphäre“) deckt sich im Wortlaut mit Art. 17 IPBürgRG. |
55 | Träger der gewährten Rechte ist nach Art. 16 des |
56 | Kinderrech-te-Übereinkommens jedoch ausdrücklich das Kind. |
57 | |
58 | Da bei den vorgenannten Menschenrechtsabkommen der |
59 | Datenschutz nur als Teil des Schutzes des Privatlebens |
60 | anzusehen und daher sehr allgemein ausgeprägt ist, ergeben |
61 | sich datenschutzspezifische Details allenfalls aus |
62 | Einzelfallentscheidungen der jeweils zuständigen Instanzen. |
63 | |
64 | Allerdings enthält gerade die Rechtsprechung des |
65 | Europäischen Gerichtshofes für Menschen-rechte (EGMR) zu |
66 | Art. 8 EMRK zahlreiche Hinweise auf Schutzbereich des |
67 | Datenschutzes und Eingriffsvoraussetzungen. In dem jüngeren |
68 | „Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit |
69 | Behinderungen“ der Vereinten Nationen vom 13. Dezember 2006 |
70 | (Behindertenrechtskonvention – BRK) [Fußnote: BGBl. II 2008, |
71 | S. 1419.] werden in Art. 22 („Achtung der Privatsphäre“), |
72 | der in seinem sonstigen Wortlaut weitgehend Art. 17 IPBürgRG |
73 | entspricht, Fragen der informationellen Selbstbestimmung und |
74 | des Datenschutzes ausdrücklich thematisiert. So sind neben |
75 | dem Schriftverkehr ausdrücklich auch „andere Arten der |
76 | Kommunikation“ vor willkürlichen und rechtswidrigen |
77 | Eingriffen geschützt. Außerdem erklären die Vertragsstaaten, |
78 | „auf der Grundlage der Gleichberechtigung mit anderen die |
79 | Vertraulichkeit von Informationen über die Person, die |
80 | Gesundheit und die Rehabilitation von Menschen mit |
81 | Behinderungen“ zu schützen. |
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